Entschleunigen im Monbachtal

Erfahrungen im Umgang mit sich selbst oder Achtung: Berliner im Schwarzwald

Im beschaulichen Monbachtal in der Nähe von Bad Liebenzell, das uns trotz der winterlichen Jahreszeit freundlich begrüßt, finden wir uns am Montagmorgen ein. Auf dem Plan in dieser Woche steht der Intensivworkshop „Persönlichkeit und Führungskompetenz“ mit Frau Dr. Leichtle und Herrn Frey. Es wurden uns zum einen Entschleunigung, aber auch die Panikzone und einiges darüber hinaus versprochen.

Also Grund genug, um einigermaßen gespannt zu sein, auf das, was auf uns zukommen mag. Erste Erkundungstouren lassen darauf schließen, dass es im Schwarzwald nicht ungefährlich ist:

Wie gut, dass ich als Bewohner der Märkischen Streusandbüchse meine Wanderschuhe eingepackt habe, um in der Wildnis besser zurecht zu kommen.

Zur Einstimmung auf die Woche sammeln wir auf Metaplanwänden unsere Anliegen, die wir in dieser Woche klären möchten. Außerdem beschäftigen wir uns mit Fragen zu Kooperation im Team und Grundlagen der Teamarbeit.

Laufgruppe am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen! Erstaunlich zahlreich findet sich, auch bei mäßiger Wetterlage, morgens regelmäßig eine Laufgruppe ein, auch wenn es einige danach eher zum Yoga zieht. Hauptsache Bewegung! Dank ortskundiger Führung durch Einheimische ist ein geeigneter Laufweg schnell gefunden.

Lerngruppen im festen Verbund – oder lerne deine Abgründe kennen: Selten verbringt man im normalen Leben so viel Zeit damit, über sich selbst nach-zudenken. Und schon gar nicht versucht man, sein bisheriges Leben in Form einer „Fieberkurve“ darzustellen. Erstaunlich ist aber, was in einer absolut vertrauens-vollen Umgebung plötzlich alles aus einem heraussprudeln kann. Auch sich wirklich der Frage zu stellen, was ist mein Lebensziel und was ist mein berufliches Ziel, bleibt im Alltag doch eher nebensächlich. Nun sind wir aufgefordert, uns tatsächlich mit dieser Frage zu befassen.

Wir lernen Grundsätze der wirksamen Führung kennen und erfahren mehr über situatives Führen. Auch die Frage „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ steht auf dem Programm und es zeigt sich, dass die Wahrnehmung immer mit der eigenen Perspektive zu tun hat.

Der unterhaltsame Teil des Abends beginnt mit dem Reflecting-Team, das den Tag mit einer selbstgewählten Darstellungsform zusammenfasst. Hier jagt ein High-light das nächste: Vom Theaterstück über Pantomime, Comic zeichnen und Gesang sind alle Sparten der Kunst vertreten (Hurz!). Aber auch der Morgen beginnt besinnlich mit Vorlesen, Musik oder Meditation.

Doch nicht nur drinnen wird Führung praktisch: Es beginnt die Expedition Schwarzwald. Lerne Nadelbäume voneinander zu unterscheiden, erfahre wie sie überhaupt dorthin kamen, und lasse dich durchs Unterholz führen, natürlich mit verbundenen Augen. Hier gilt es, sein Schicksal in die Hände anderer zu legen und zu vertrauen. Dann werden die Rollen getauscht und man kann schnell erkennen, dass es gar nicht so einfach ist, andere wohlbehalten ans Ziel zu bringen, wenn der Weg mal uneben oder schwer zugänglich ist. Und ich war mächtig froh, dass ich die Wanderschuhe an hatte.

Nur der Sturm macht uns einen Strich durch die Rechnung, als es nämlich ans Grillen gehen soll: Um den Schwarzwald nicht abzubrennen, haben wir darauf verzichtet. Stattdessen ließ sich mit ansprechender Musik auch der Schmutzige Donnerstag ordentlich mit einigen Tanzeinlagen feiern.

Viel zu schnell ist der Workshop vorbei, dabei gibt es doch noch so viel zu sagen. Wir gehen aus der Woche, indem wir uns Geschenke machen, die wir zuvor in der Natur gesucht haben. Dabei hat man sich in der Woche schon viel mehr geschenkt, als irgendein Präsent sagen kann.

Von Dr. Heike Kaspar